Unser Aufenthalt in Lima ist nur von kurzer Dauer und wir treten schon am nächsten Tag die Weiterreise nach Arequipa an. Vorher ist jedoch noch ein wenig Zeit zum Schlendern und für den Besuch einiger Kunstaustellungen. Der Flug ist kurz und nach 1,5 Std. werden wir herzlich von unserer Agentin, Lucrecia Lovera, und dem Manager von Incalpaka, Juan Luis, abgeholt und zu unserem Hotel begleitet. Incalpaka ist einer der größten Alpaka-Garnhersteller in Peru.
Arequipa befindet sich auf einer Höhe von ca. 2300 Metern. Die Landschaft ist faszinierend: Wir sind umgeben von mächtigen Bergen und Vulkanen. Die Luft ist spürbar dünner und die Menschen sind unglaublich entspannt. Memo an uns selbst: Von dieser Entspanntheit müssen wir uns ein Stückchen abschneiden. Wir sind gespannt auf die Modemesse Alpaca Moda, zu der wir von der Kommission zur Förderung von Export & Tourismus in Peru eingeladen wurden.
Turbulent, tropisch, kreativ
Es ist Montagmorgen und nach einem langen Flug kommen wir an: im Land der Alpakas. Statt unseres gewohnten Montagsmeetings im LANIUS Loftatelier in der beschaulichen Kölner Südstadt, befinden wir uns nun nahezu am anderen Ende der Welt. Es geht bunt zu in Lima: Das Klima ist tropisch und die Menschen wirken kreativ und lebhaft auf uns. Aufwendige und eindrucksvoll realistische Street-Art-Gemälde zieren die Häuserwände.
Nach einem kurzen Check-In im Hotel werden wir von unserem einstigen Agenten Matthias abgeholt und nach einem Kaffee geht es in Matthias’ Agenturbüro. Barbara, Einkäuferin von hessnatur, stößt zu uns und wir machen uns auf den Weg, um unsere langjährige Produktionsstätte zu besichtigen. Mariella Gonzales ist die Inhaberin des Familienbetriebs, welcher in Lima seit 2008 für LANIUS die Alpaka Styles produziert.
Ursprünglich, herzlich, familiär
Von außen recht unscheinbar, erwartet uns im Inneren des Betriebes eine unglaublich herzliche, familiäre und ursprüngliche Atmosphäre. Wir werden jedem einzelnen Mitarbeiter vorgestellt und bekommen die Erlaubnis, für Sie und dieses Travel Journal zu fotografieren und zu filmen.
Wir spüren, dass hier alles von der nachhaltigen Seele der Inhaberin Mariella geprägt ist. An den Handstrickmaschinen, im Design und im Organisationsbereich arbeiten stolze Männer und Frauen. In ganz Lima verteilt befinden sich diese kleinen Werkstätten, in denen unsere Lieblingsteile aus Alpaka in Handarbeit gefertigt werden. Wir sind sehr beeindruckt.
Überraschend vertraut und sehr organisiert
Man vermutet es kaum, aber selbst im fernen Peru trifft man auf Rheinländer: Im zweiten Produktionsbetrieb, den wir besuchen, treffen wir auf den Inhaber Christian, der aus unserer Nachbarstadt Düsseldorf stammt. Der Betrieb ist GOTS-zertifiziert, maschinell gut aufgestellt und spezialisiert auf feine Qualitäten. Wir freuen uns, in Zukunft unsere Produktion dort auszubauen.
Reise nach Arequipa zur Modemesse Alpaca Moda
Wir verbringen den Vormittag auf der Modemesse Alpaca Moda mit sogenanntem „Produzenten Speed Dating“, bei dem uns unterschiedliche Produkte vorgestellt werden.
Der Nachmittag ist informativ und faszinierend zugleich. Wir bekommen einen exklusiven Einblick in die Produktion von Incatops: Hier wird die geschorene Wolle angeliefert, nach Feinheit sortiert, gewaschen, gekämmt und schließlich zu einem „Top“ aufgewickelt – aus diesem kann dann das Garn gesponnen werden. Die Feinheitsstufen der Schurwolle eines Alpakas reichen von „Royal Alpaka“, über „Baby Alpaka“, bis hin zu gröberen Qualitäten. Uns wurde sehr anschaulich erklärt, dass „Baby Alpaka“ nicht von einem Jungtier, sondern vom Rücken der Alpakas stammt und lediglich etwa 20% der gesamten Wolle eines Tieres ausmacht. Ebenso ist es beim „Royal Alpaka“: diese feinste Qualität stammt aus dem Nackenbereich des Alpakas und ist mit einem Woll-Anteil von nur ca. 2% extrem rar.
Am zweiten Tag auf der Modemesse entdecken wir einen Produzenten, der zukünftig Schals für LANIUS produzieren wird. Plötzlich stehen wir in der Strickerei. sehen einen Pullover und denken: Den kennen wir doch! Tatsache – einer unserer neuen Alpaka-Styles wird in der Strickerei gerade vermessen. Das Sample können wir direkt mit in den Showroom nehmen, um dort noch Anpassungen zu besprechen.
Von der Arbeit in der Produktion geht es auf direktem Wege zur Modenschau in die Altstadt. Die vier größten Alpaka-Marken aus Arequipa präsentieren ihre neue Kollektion. Nach der Modenschau werden die Gäste in einen romantischen Hinterhof geleitet. Die Stimmung ist gelöst, es wird heiter geplaudert und der Pisco Sour, ein klassisch peruanischer Cocktail, fließt. Unter den Gästen befindet sich auch der Minister für Außenwirtschaft, Eduardo Ferreyros Küppers, und der Bürgermeister von Arequipa, Florentino Alfredo Zegarra Tejada.
Auf den Spuren der Alpakas
Am letzten Tag in Arequipa sehen wir sie endlich in ihrer gewohnten, kargen Umgebung: die Alpakas – in den Anden auf 3500 Metern Höhe. Juan und Lucrecia haben uns ins Hochland begleitet und wir bestaunen die trockene surreale Landschaft. So stellen wir es uns auf dem Mond vor. Die Alpakas ernähren sich von den wenigen Gräsern, die dort wachsen. Begleitet werden sie von einem Hirten mit Hund.
Sogar Vecunjas lassen sich blicken: Diese Tiere sind besonders scheu und zart, ihr Fell ist kurz und sehr fein. Sie werden daher nur alle zwei Jahre geschoren. Damit die Tiere nicht vor Stress sterben, wenn sie geschoren werden, werden sie langsam von einer Menschenkette eingekreist und besonders vorsichtig angefasst und geschoren. Ein Schal aus 100% Vecunja kostet rund 1500€ und ist unglaublich weich.
Faszinierende Landschaften und entspannte Menschen
Shoppen kann man übrigens auch mitten in den Anden. Auf einem kleinen Platz bieten einheimische Frauen ihre selbst gesponnen und gestrickten Alpaka-Waren an. Sogar ein kleines Restaurant gibt es, in dem wir frischen Inka-Tee trinken und natürlich auch etwas kaufen: schöne Alpakamützen und Schals. Es ist ganz still hier oben – lediglich ein Traktor oder ein Reisebus zieht einmal vorbei.
Nach der eindrucksvollen Reise ins Hochland machen wir uns schweren Herzens auf den Weg zurück nach Lima. Abends kommen wir im Hotel an und versuchen, voll von den Eindrücken der Reise, etwas Schlaf zu finden: 12 Stunden Flug nach Madrid stehen uns am nächsten Tag bevor, dann umsteigen nach Frankfurt und mit dem Zug nach Köln – doch daran möchten wir jetzt noch nicht denken. Wie war das noch mit der Entspanntheit der Peruaner, von der wir uns ein Stück abschneiden wollten...?!